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Frankreich: Konservative seit 2015 ‚Les républicains‘ – Homogegner in Führungskreis

Frankreichs Konservative haben sich 2015 umbenannt – statt UMP nun ‚Die Republikaner‘ (les républicains ). Homogegner einer Tochter-Organisation der ‚la manif pour tous‘ können ihren Einfluss in der Parteiführung weiter ausbauen.

Aus der UMP (Union pour un mouvement populaire,  ‚Union für eine Volksbewegung‘) wird ‚Les Républicains ‚ (‚Die Republikaner‘). Dies beschlossen die Mitglieder der Partei Ende Mai 2015 auf Vorschlag der Parteiführung um ex-Präsident Nikolas Sarkozy mit großer Mehrheit von über 83%. Eine weitere Entwicklung in der verwirrenden Vielfalt des französischen Parteiensystems?

Neuer Name, neues Logo, neues Programm – doch ist für Schwule, Lesben, Bis und Trans* wirklich Neues von der neu benannten Partei zu erwarten? Frischer Wind – oder doch nur Schall und Rauch?

Sarkozy bleibt Sarkozy – auch wenn er sich seinerzeit ‚zahmer‘ gab, ‚mitfühlender‘. Kontinuität gibt es nicht nur an der Spitze der Partei, auch bei Personal und (mangelnder) Offenheit für LGBT-Themen.

schart auch als Chef der 'Républicains' Homogegner um sich: Nicolas Sarkozy 2014 (Foto: Bfauvergue)
schart auch als Chef der ‚Républicains‘ Homogegner um sich: Nicolas Sarkozy 2014 (Foto: Bfauvergue)

Nicolas Sarkozy, en meeting pour la présidence de l’UMP à Saint-Cyr-sur-Loire le 15 octobre 2014.BfauvergueCC BY-SA 4.0

Sarkozy bemühte sich seit längerem intensiv, als Kandidat der französischen Konservativen UMP für die Wahl zum Präsidenten der Republik aufgestellt werden. Die Wahl fanden 2017 statt. Der Kandidat der Konservativen wurde 2016 in einer parteiinternen Vorwahl bestimmt.

Sein aussichtsreichster Gegenkandidat war der Bürgermeister von Bordeaux und frühere Premierminister Alain Juppé. Juppé hatte die ‚Ehe für alle‘ als de facto in der französischen Gesellschaft angekommen bezeichnet und einer Abschaffung widersprochen. Eine Haltung, die er am 31. Mai 2015 (kurz nach dem Umbenennungs-Parteitag der ‚Répubilcains‘) erneut bestätigte.

Im Frühjahr 2022, nachdem die Kandidatin der Republicains, Valerie Precresse mit unter 5% verheerend abgeschnitten hatte, fragten sich viele Politiker (auch der Partei selbst), ob diese ‚erledigt‘ sei, wenn sie sich nicht endgültig von rechtsextremem und identitärem Gedankengut abwende.
Precresse hatte mehrfach (besonders Rede im Zenith im Februar 2022) Gedanken mit rechtsextremem und identitärem Hintergrund übernommen. Noch am 11. März 2007 hatte der damalige Parteichef Chirac in seiner letzten öffentlichen Rede als Präsident (Video) gewarnt, die Partei solle sich niemals mit Extremismus, Rassismus oder Antisemitismus gemein machen.

„In unserer Geschichte hat der Extremismus uns fast ruiniert. Er ist ein Gift. Er trennt, er pervertiert, er zerstört. Alles in der Seele Frankreichs sagt nein zu Extremismus.“

Jacques Chirac am 11. März 2007

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Homogegner bei den ‚Républicains‘

Auch wenn die Partei umbenannt, das Politbüro teils neu besetzt wurde – für LGBT bleibt die Partei ‚alter Wein in neuen Schläuchen‘. Viele Spitzenpolitiker der ‚Republikaner‘ lehnen eine Gleichberechtigung von LGBT ab. Im Gegenteil, Homogegner können ihre Position in der Parteiführung weiter ausbauen. Insbesondere scheinen Bemühungen zunehmend erfolgreich, die Gruppe ’sens commun‘ in die Parteispitze zu integieren.

Das Politbüro, das früher bei der UMP 61 Personen umfasste, besteht bei den ‚Republikanern‘ seit 19. Mai 2015 aus 115 Politiker/innen. Unter den Führungskräften der neuen alten Partei befinden sich zahlreiche engagierte Gegner von Homosexuellenrechten, so z.B.

  • Sébastien Pilard: Präsident von ‚Sens commun‘, der Organisation, die sich besonders dafür einsetzt, die Homogegner der ‚Manif pour tous‘ in die UMP zu integrieren.
  • Madeleine de Jessey, bereits Ende 2014 zur Generalsekretärin für Ausbildungsprogramme der UMP ernannt und Sprecherin der aus der ‘manif pour tous’ 2013 hervorgegangenen Bewegung ‘Sens Commun’.

Sowohl Pilard als auch de Jessey, beide Spitzenkräfte von ’sens commun‘,  setzen sich besonders dafür ein, die Gruppierung in die ‚Républicains‘ zu integrieren. Hinter den Bemühungen um Integration der Homogegner in die früher UMP steht ein Ziel: Die Organsation ‘sens commun’ wolle die Hauptkraft bei einem Regierungswechsel im Jahr 2017 werden, hatte Sprecherin de Jessey bereits Ende 2013 geäußert.

‘Sens Commun’ (“gesunder Menschenverstand”, geschätzt 5.000 Anhänger) ist eine Tochter-Organisation der ‚la manif pour tous‘ (lmpt), die ab 2012 die Massenproteste gegen die Einführung der ‚Ehe für alle‘ (Homoehe) organisiert hatte. Schon 2013 hatte UMP-Vorsitzender Sarkozy Repräsentanten von ’sens commun‘ offiziell empfangen.

Laurent Wauquiez (als dessen Schülerin und Protégée sich Medien zufolge de Jessey bezeichnet) war weiterhin als Generalsekretär Nummer 3 der Konservativen (auch wenn zwischenzeitlich Gerüchte über seine baldige Ablösung ‚wegen mangelnder Loyalität‘ die Runde machten). Wauqiez gilt unter Frankreichs Konservativen als besonders ausgeprägter Gegner der Homoehe, für deren Abschaffung er auch nach Einführung und Urteil des Verfassungsgerichts weiter kämpft.

Am 4. Februar 2016 ernannte Sarkozy zudem Catherine Giner zur für Familienpolitik zuständigen Delegierten. Giner wurde nach den Regionalwahlen 2015 bereit Zuständige für Familienpolitik in der Region PACA. Sie gilt als explizite Gegnerin der Homoehe und der ‚manif pour tous‘ nahestehend.

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Konservative in Frankreich – viele Namen, ein Konzept

Die (gaullistischen) Konservativen in Frankreich haben ab 1947 bereits mehrfach den Namen gewechselt.

  • 1947 gründet Charles de Gaulle in der Vierten Republik (1946 – 1959) das RPR (Rassemblement du peuple français; Versammlung bzw. Sammlungsbewegung des französischen Volkes). Enttäuscht beendet er 1953 seine Aktivitäten für das RPF nach internen Spannungen. Das RPF wird aufgelöst, de Gaulle zieht sich zurück.
  • 1958 wird mit der Verabschiedung einer neuen Verfassung die Fünfte Republik gegründet. Einige gaullistische Gruppierungen gründen 1958 die UNR (Union pour la Nouvelle République; Union für die neue Republik). Ab 1962 unter Einbeziehung der 1959 gegründeten ‚linken Gaullisten‘ der Union démocratique du travail (UDT).
  • Bei den Wahlen 1967 tritt die UNR unter dem Namen UDR oder UD-Ve an (Union des Démocrates pour la Ve République, Union der Demokraten für die Fünfte Republik). Seit kurz nach der Wahl wird nur noch die Bezeichnung UDR verwendet.
  • 1971 folgt eine erneute Namensänderung. Nachdem sich nach dem Maiunruhen 1968 die Fünfte Republik stabilisiert hat, lautet der Name der Partei Union des démocrates pour la République (Union der Demokraten für die Republik).
  • 1976 gründet Jacques Chirac nach dem Bruch mit Valéry Giscard d’Estaing und in der Zeit seiner Kandidatur als Bürgermeister von Paris die Nachfolge-Partei RPR (Rassemblement pour la République, Versammlung bzw. Sammlungsbewegung für die Republik).
  • Die RPR und die Zentristen sowie Liberale Demokraten (DL) schließen sich 2002 zum Bündnis UMP (Union pour un mouvement populaire ; Union für eine Volksbewegung) zusammen.
  • Diese UMP benennt sich schließlich im Mai 2015 um in Les Républicains (Die Republikaner).

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Les Républicains – mehr als nur ein Name?

‚Republikaner‘ – ein Parteiname, der für deutsche Ohren vorbelastet erscheint, klingt, so mögen konservative Parteistrategen in Frankreich hoffen, einfach besser als UMP. Doch der neue Name ist alles andere als unumstritten.

Schon die Geschichte des Parteinamens zeigt: es gab immer wieder gewisse Tendenzen, den Gedanken der Republik für sich zu vereinnahmen.

Kritiker bemerken angesichts des neuen Namens bereits, dieser könne nun auch ‚monopolisieren‘. Er könne dazu dienen, alle diejenigen, die sich nicht den ‚Republikanern‘ zugehörig fühlen, die außerhalb dieses ’strahlenden Ideals‘ stünden auszugrenzen. Philosophen kritisierten es als unverantwortlich, einer Partei einen Namen zu geben der vorspiegele alle die Republik schätzenden Bürger zu vereinen, so als gäbe es keine außerhalb dieser Partei.

Entsprechend bemerken rechte Konservative bereits, so wie sie ‚Sozialisten‘ mit ihrem Partei-Namen den Sozialismus verteidigen, würden die Konservativen mit dem neuen Partei-Namen ‚die republikanische Identität verteidigen‘. Und selbst Sarkozy erläuterte die Umbenennung, man wolle sich „zur Belebung der Republik“ nun an alle Franzosen wenden. Den Linken warf er vor, diese verteidigten nicht die Republik, sondern karikierten sie.

Mehrere Abgeordnete der Linken, einige Organisationen sowie 107 Einzelpersonen haben Beschwerde gegen den neuen Namen eingelegt- dessen Zulässigkeit die Justiz prüfte, die Einsprüche jedoch zurück wies.

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Auch die Homogegner der ‚manif pour tous‘ haben sich jüngst als Partei konstituiert. Ob neben Steuervorteilen (Absetzbarkeit von Spenden) doch auch politische Absichten dahinter stehen, blieb zunächst unklar.

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Mitte Dezember 2022 wählte die Partei mit 53,7% Eric Ciotti zum neuen Vorsitzenden. Ciotti gilt als rechter Hardliner. Für die Präsidentschapswahl 2027 kündigte er an, den ebenfalls sehr rechten Laurent Wauquiez als Kandidaten zu unterstützen.

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Frankreich Politisches

Madame Merkel und die Bundestagswahl 2013 – Gedanken aus Frankreich

Angela Merkel bleibt Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland – dieses Ergebnis der Bundestagswahl 2013 überrascht in Frankreich nicht. Einige Aspekte der französischen Sicht auf Deutschland dieser Tage vielleicht schon.

Die Bundestagswahl 2013 ist in Frankreich in den Monaten und Wochen vor der Wahl zunächst eher am Rande journalistisch begleitet worden. Kurz vor der Wahl dann intensivierte sich die Aufmerksamkeit. Die Berichterstattung französischer Medien über Deutschland war dabei oft von bemerkenswerter Breite, thematischer Tiefe (von Wirtschaftsleitung über Einkommensverteilung bis Außenpolitik und Gesellschaftsstruktur, Umweltpolitik oder Mindestlohn-Debatten) sowie erstaunlichem Umfang – bis zu einem 20-seitigen Dossier (von 44 Seiten Gesamt-Umfang!) in der französischen Tageszeitung ‚Liberation‘ am Freitag (20.9.13) vor der Wahl.

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Politisches

Präsidentschaftswahl USA 6.11.2012 – Obama oder Romney? Und Homo-Ehe ja oder nein? ein nächtlicher Live-Ticker

Präsidentschaftswahl USA 6.11.2012 – ein nächtlicher Live Blog

08.11., 12:15: Weiterhin keine endgültige Klarheit in Washington in Sachen Homo-Ehe: zwar verkünden manche (auf Basis einer Meldung der Befürworter-Kampagnen-Organisatoren) bereits, ‚Referendum 74‘ sei angenommen. Ausgezählt sind jedoch erst 57% der Wahlbezirke, bei denen insgesamt die Ja-Stimmen 52% ausmachen.

16:05: Sean Maloney wird das erste offen schwule Mitglied des US-Kongresses aus New York.

15:55: In Kalifornien liegt der offen schwule Politiker Mark Takano (Demokraten) liegt aussichtsreich in Führung im Kampf um den Sitz des Districts 41 Riverside County. Er wäre das erste offen schwule farbige Mitglied des US-Kongresses.

15:00: Die ‚National Organization for Marriage‘ NOM in den USA schweigt bisher zu den für Schwule und Lesben sehr erfolgreichen Ergebnissen in Sachen Homo-Ehe, bemerken US-Aktivisten mit Ironie.Die 2007 für die Abstimmung über ‚Proposition 8‘ (Homo-Ehe) in Kalifornien gegründete politische Organisation und ihre Unter-Organisationen in einzelnen Bundesstaaten kämpften seitdem USA-weit gegen die Homo-Ehe und das Adoptionsrecht für Lesben und Schwule. Immer wieder werden Vermutungen geäußert, NOM stehe in enger Verbindung mit den US- Mormonen (der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ (Church of Jesus Christ of the Latter Day Saints – LDS church), der auch Obama-Herausforderer Romney angehört).
18:15: Inzwischen hat die NOM eine Stellungnahme veröffentlicht. Sie fühle sich in ihrem Kampf für die „traditionelle Ehe“ nicht geschlagen, so die konservative Organisation.

14:51: Der Bürgermeister von Minneapolis R.T. Rybak begrüsset das Ergebnis von Minnessota (die Ehe nicht per Verfassung auf die Verbindung zwischen Mann und Frau zu begrnezen) mit den Worten, die Bürger hätten mit und für Liebe gekämpft, nun würde Minnessota zeigen, für welche Werte es stehe: „You dug down and fought for love, with love. You understood compassion. This wound up being one of the most inspirational things that’s ever happened in Minnesota. Minnesota is going to be the state that’s going to show the country exactly what Minnesota values are all about.“

14:45: Das Ergebnis für Washington (‚Referendum 74‘, das seit längerem bei 51% Auszählung verharrt) wird vermutlich noch einige Tage auf sich warten lassen. Grund: das Briefwahl-System. Die Verkündung der Antwort auf die Frage „soll die gleichgeschlechtliche Ehe in Washington legalisiert werden?“ wird also noch brauchen …

10:35: Nachzutragten, nach einigen Stunden Schlaf:
In Minnessota stimmten die Wähler auf die Frage, ob die Ehe laut Verfassung auf Mann und Frau beschränkt werden sollte, mehrheitlich mit nein – die Homo-Ehe wird möglich.
Für Washington liegt noch kein Endergebnis vor, nach Auszählung von 51% stimmten 52% für die Homo-Ehe.
Richard Tisei hat es nicht geschafft – er verlor gegen John F. Tierney, der seinen Sitz verteidigte. Tisei wäre im Fall seiner Wahl der erste Abgeordnete der Republikaner gewesen, der als offen schwuler Politiker ins House gewählt worden wäre.

Matthew Breen, Herausgeber des ‚Advocate‘, kommentiert die Wahlnacht in den USA als „große schwule historische Nacht“. Sich für gleiche Rechte für Schwule und Lesben einzusetzen stelle nun als Politiker/in kein Risiko mehr da, dies zeige die Wahl deutlich.

07:25: Für die Rechte von Schwulen und Lesben in den USA könnte der 6. November 2012 ein bedeutender Wahltag gewesen sein: zwei Bundesstaaten haben sich für de Einführung de Homo-Ehe ausgesprochen, bei zwei weiteren ist das Ergebnis noch offen (bei beiden mit Hoffnungen). Und zahlreiche offen schwule, lesbische, bisexuelle Männer und Frauen wurden in politische Ämter, insbes. auch in Kongress und Repräsentantenhaus gewählt.

Ulli tired now, go to bed. Back in 3 hours …

07:20: Zwischenstände Minnessota bei 60% Auszählung nahezu Gleichstand – 49% für Verfassungsänderung zum Verbot der Homo-Ehe, 49% dagegen.
Washington bei 50% Auszählung 62% für Homo-Ehe.

06:52: Nun doch (hoffentlich endgültig): Tammy Baldwin hat’s geschafft, wird erste offen lesbische Senatorin.

06:43: Erstmals konnte in zwei Bundesstaaten die Legalisierung von Marihuana durchgesetzt werden (für die sich auch Aids-Aktivisten einsetzten), in Washington und Colorado, meldet queer.de.

06:28: Der US-Bundesstaat Maryland wird die Homo-Ehe einführen (Zustimmung 52% bei 93% Auszählung).

06:26: Der offen schwule Sean Patrick Maloney (Demokraten) wurde in den Kongress gewählt.

06:14: Marsha Blackburn wurde in Tennessee wieder in den Kongress gewählt. Sie ist bekannt für schwulenfeindliche Positionen. Sie war maßgeblich beteiligt an den schwulenfeindlichen Positionen im Wahlprogramm der Republikaner.

06:08: Maine wird der erste US-Bundesstaat werden, in dem die Bevölkerung in einer Abstimmung die Homo-Ehe durchsetzt, nachdem 2009 ein Referendum knapp verloren wurde.

06:03: Der offen schwule Sean Patrick, zu Zeiten der Clinton-Regierung Mitarbeiter im Weißen Haus, hat sich gegen einen Vertreter der ‚Tea Party Bewegung‘ durchgesetzt.

06:01: Washington: Nach Auszählung von 50% der Stimmbezirke 52% für Inkrafttreten eines (bereits früher in diesem Jahr verabschiedeten) Gesetzes, das Homo-Ehe zulässt.

05:50: Maryland: Nach Auszählung von 84% meldet die HuffPost eine Zustimmung von 52% zur Homo-Ehe.
Main: bei 39% Auszählung ebenfalls Ja 52%
Minnessota bei 36% Auszählung 49% Ablehung der Begrenzung der Ehe auf Mann/Frau (bei 46% Zustimmung).

05:45: Seit 5 Minuten ist das Empire Satte Buildung blau beleuchtet – Zeichen des Siegs Obamas.

05:39: Linda Lingle wurde auf Hawaii nicht gewählt. Sie verliert ihren Sitz im Senat, gewählt wurde Mazie Hirono. Lingle hatte u.a. die Homo-Ehe mit Inzest verglichen. Hirono befürwortet die Homo-Ehe. Hirono unterstützte schuwlen- und lesbenpolitische Forderungen.

05:37: In Maryland wird es enger – nur noch 50,9% für Öffnung der Ee für Schwule und Lesben nach Auszählung von 592 von 1.851 Wahlbezirken.

05:35: Hat Tammy Baldwin es doch nicht geschafft? Nach Auszählung von 53% der Stimmen kommt sie nur auf 49% – ein Sieg ist immer noch unsicher, bisherige Sieg-Meldungen verfrüht.

05:32: „I know that I will someday be able to get married“ (ein Tweet kurz nach der Wahlsieg-Nachricht) – unter vielen us-amerikanischen Schwulen und Lesben ist die Freude groß über Obamas Wahlsieg. Obama hatte sich für die Öffnung der Ehe auch für Schwule und Lesben ausgesprochen.

05:24: In North Carolina wurde Virginia Foxx zum 5. Mal wiedergewählt. Foxx ist für schwulenfeindliche Bemerkungen berüchtigt, u.a. behauptete sie, die Ermordung von Matthew Shepard sei kein Hassverbechen gewesen: „The hate-crimes bill that’s called the Matthew Shepard bill is named after a very unfortunate incident that happened where a young man was killed, but we know that that young man was killed in the commitment of a robbery. It wasn’t because he was gay. … It’s really a hoax that that continues to be used as an excuse for passing these bills.“
Die Ermordung des Studenten Matthew Sheppard am 12. Oktober 1998 aufgrund seiner Homosexualität erregte großes Aufsehen; nach Sheppard wurde das Ende 2009 in Kraft getretene Gesetz gegen Hassverbrechen ‚Matthew Shepard and James Byrd, Jr. Hate Crimes Prevention Act‘ benannt.

05:16: CBS und NBC rufen Obama zum Wahlsieger aus – er habe auch Ohio gewonnen.

05:15: Die Stimmung in Chicago wird immer besser.

05:02: In Wisconsin ist mit Mark Pocan der zweite offen schwule Kongressabgeordnete gewählt.

04:41: Mit bisher 20 Millionen Tweets ist der Wahltag 2012 soeben das am meisten bei Twitter erwähnte politische Ereignis der USA geworden.

04:37: Gute Nachrichten (Zwischenergebnis!) in Sachen Homo-Ehe auch aus Minnesota: bisher 57% gegen einen Bann der Homo-Ehe (Festlegung der Ehe als zwischen Mann und Frau).

04:27: Claire McCaskill gewinnt vorläufigen Daten zufolge die Wahl um den Senats-Sitz in Missouri. Damit unterliegt der Republikaner Todd Akin, der im August u.a. von „legitimate rape“ (‚legitimen Vergewaltigungen‘; Video) gesprochen hatte (und sich auch gegen Forderungen von Lesben und Schwulen positioniert hatte).

04:22: Zwischenstand: Homo-Ehe-Abstimmungen
Maine 52,34% ja nach Auszählung 86 von 578 Bezirke
Maryland 52,6% ja nach Auszählung 83 von 1.851 Wahlbezirke

04:19: Nun doch: Tammy Baldwin hat’s geschafft und wird erstes offen lesbisches Mitglied des US- Senats.

04:15: Joe Saunders, offen schwuler Politiker der Demokraten, in Florida in Repräsentantenhaus gewählt.

04:11: Abtreibungsgegner unterliegen in Florida: In Florida wurde Amendment 6 „to say no public funds for abortions (in all cases)“ abgelehnt.

04:02: Alle ‚umkämpften Staaten‘ (battleground states) neigen sich zu Obama, meldet CBS.

03:57: „Hier kennt man ihre Zahlen [Phoenix überträgt den simultanübersetzen CBS-Stream] noch nicht, hier liegen nur die Zahlen des ZDF vor.“ Phoenix-Schalte von der ZDF-Wahlparty in Berlin

03:37: Alan Grayson ist wieder Kongress-Abgeordneter. 2010 war er von einem Republikaner geschlagen worden. Er trat u.a. ein für eine Verschärfung der Maßnahmen gegen antischwule Hassverbrechen und gilt laut JMG als „one of the most progressive members of the House“.

03:35: „Bananenstaat USA: Spielmaschinen in Las Vegas sind mehr reguliert und kontrolliert als Wahlcomputer„, sagt netzpolitik.org.

03:24: Tammy Baldwin (Demokraten) hat es laut AP und anderen Medien geschafft und wird erstes offen lesbisches Mitglied des US- Senats. Anderen Meldungen zufolge führt sie derzeit in den Auszählungen, diese sind aber noch nicht abgeschlossen.

03:14: In Connecticut gewinnt der Demokrat Chris Murphy die Wahl um den Senats-Sitz. Linda McMahon von den Republikanern verlor – sie war die einzige Politikerin der Republikaner im Senat, die von der Haltung ihrer Partei abwich und ankündigte, für die Aufhebung des DOMA Defense of Marriage Act zu stimmen.

03:11: Unterdessen, off topic, meldet ‚Box‘ auf Facebook „Amsterdam: Wieder Marihuana für Touristen“. So hat halt jeder seine Prioritäten …

02:52: Weitere aus Homo-Sicht interessante Abstimmungen heute in den USA:
Wird mit Tammy Baldwin erstmals eine offen lesbische Politikerin in den Kongress (Wisconsin) gewählt? Bisher sind erst vier Kongress-Abgeordnete offen schwul.
Schafft es die offen bisexuelle (und Non-Theistin) Kyrsten Sinema ausgerechnet in Arizona in den Senat?
Wird in Massachusetts erstmals ein nicht-etablierter offen schwuler Politiker der Republikaner in den Kongress gewählt?
Kann die erste offen lesbische afroamerikanische Politikerin Simone Bell trotz Neuzuschneidung der Wahlbezirke die Wiederwahl schaffen?
In Colorado treten im 31. Distrikt (Teile von Denver) als Kandidaten zwei offen schwule Politiker gegen einander an.

02:49: Homo-Ehe-Abstimmungen in vier US-Bundesstaaten: wer live die aktuellen Zwischenergebnisse mit verfolgen will, findet sie bei der Huffington Post hier. Noch sind nur für Maine und Maryland sehr wenige Daten (unter 1%) da.

02:45: Latinos unterstützen in den Exit Polls (den nach-Wahl-Befragungen) überwiegend die Homo-Ehe, sagt Advocate (59% der Latinos gegenüber 48% der Gesamtbevölkerung).

02:44: Für die Abstimmungen in Maine und Maryland noch zu wenig Daten für erste Ergebnisse …

02:39: Republikaner (der ebenfalls kein ‚Freund der Rechte von Schwulen und Lesben‘ sei) schlägt anti-schwulen Demokraten in Tennessee beid er Wahl um den Sitz im Senat, meldet Advocate.
Interessant wird’s, wenn die Trennlinien anders als schwarz-weiß verlaufen … und diese feine Unterscheidung zwischen ’nicht für‘ und ‚gegen‘ …

02:36: Eine Lesbe wird in Texas als Sheriff wiedergewählt, berichtet queer.de. Für die Lesbe freuen, oder froh sein, dass wir keine Sheriffs haben?

02:28: „Es wird spannend bleiben bis zum Schluss“. Weisheit à la Wowereit. Und ach, das Internet werde zukünftig eine wichtigere Rolle einnehmen. Nu denn. „Ich geh jetzt nachhause“, sagt Herr W.

02:22: Gutes Zeichen? In Maine gewinnt Angus King (unabhängig), ein Befürworter der Homo-Ehe, den Sitz im Senat (vorher: Olympia Snowe, Republikaner).

02:14: „Deutscher Wahlbeobachter kritisiert Zustände bei US-Wahl“, Phoenix omg
Und in Virginia schließen die Wahllokale, mit noch meterlangen Warteschlangen vor den Wahllokalen (wer in der Schlange steht, dürfe noch wählen).

02:10:Mal ein wenig off-topic zur Entspannung: hat James Bond doch einen homosexuellen Subtext? PinkNews macht sich Gedanken ‚Skyfall screenwriter, John Logan, addresses James Bond’s ‘gay past’‘.

02:00 Uhr: queer.de berichtet in einem Live-Blog über die US-Wahlen: Ticker: Die US-Wahlnacht aus LGBT-Sicht.
Lesenswert auch Box Turtle Bulletins Election Liveblog.

01:50 Uhr: Ballotpedia fasst die Abstimmungen zur Homo-Ehe in den 4 US-Bundesstaaten wie folgt zusammen:
Maine Question 1: „Would overturn a voter-approved 2009 ballot measure that banned same-sex marriage in the state.“
Maryland Question 6: „Would allow same-sex couples to obtain a civil marriage license in the state.“
Minnesota Amendment 1: „Would define marriage in the Minnesota Constitution as between one man and one woman in the state.“
Washington Referendum 74: „Asks voters if same-sex marriage should be legalized in the state of Washington.“

01:45 Uhr: US-Präsident Obama hat sich (nach langem Zögern) klar für die Homo-Ehe ausgesprochen. ‚Out‘ portraitiert 14 offen schwule / lesbische Mitarbeiter/innen im Weißen Haus.
Out 01.1.2012: Out100: The White House

01:10 Uhr: In deutschen Medien, auch Homo-Medien, ist soweit ich es sehe weitgehend unbeachtet geblieben, dass in vier US-Bundesstaaten Abstimmungen auch über die Zulässigkeit der Homo-Ehe stattfinden. Maine, Washington State, Maryland und Minnessota – in diesen vier Staaten sind die Wähler auch aufgefordert, über die Homo-Ehe (’same-sex-marriage‘) abzustimmen.
Schon ein Sieg in einem einzigen Staat würde einen „Wendepunkt“ darstellen, sagte Chad Griffin, Präsident der Human Rights Campaign, die selbst 5 Mio. $ in die Kampagnen in den 4 Bundesstaaten investierte.
Bisher gibt es die Homo-Ehe in 6 US-Bundesstaaten sowie der Hauptstadt Washington; in 30 Staaten ist dee Ehe aufgrund von Voten auf die Verbindung von Mann und Frau eingeschränkt. In Referenden in Kalifornien (2008; ‚Proposition 8‘) sowie Maine (2009) haben sich die Wähler explizit gegen die Homo-Ehe ausgesprochen.

New York Times 30.10.2012: Supporters of Same-Sex Marriage See Room for Victories

Mittwoch, 7. November 2012, 01:00 Uhr. Früh wieder aufgestanden, nach drei Stunden Schlaf. Rechner und TV an, switchen zwischen einigen TV-Kanälen und Websites.
Who’ll get it?
Gedanken einer Wahlnacht, live gebloggt von zuhause …

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Bordeaux Politisches

Alain Juppé, Schwergewicht und Stehaufmännchen der französischen Konservativen

Er ist das politische Stehaufmännchen und ein Schwergewicht der französischen Politik: der Politiker der Konservativen Alain Juppe. Seit 2006 ist Juppe (wieder) Bürgermeister von Bordeaux. 2016 unterlag er beim Versuch, Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2017 zu werden, seinem konservativen Parteifreund Fillon. Aus der aktiven Parteiarbeit für Les Républicains zog Juppé sich Anfang 2018 zurück. Im Februar 20ß19 legte er sein Amt als Bürgermeister von Bordeaux nieder und nahm seine Berufung in den Verfassungsrat an.

Alain Juppé gilt als Ziehsohn des Gaullisten Jacques Chirac. Bei ihm begann er als Redenschreiber seine politische Karriere, wurde 1969 dessen enger Mitarbeiter. Alain Juppe stammt aus Mont-de-Marsan in den Landes / Aquitanien (geb. 15. August 1945). Juppés Verhältnis zum früheren Parteichef der Konservativen (früher UMP, 2015 umbenannt in Les Républicains) Nicolas Sarkozy gilt eher als angespannt. Beide galten vor dem Ausscheiden von Sarkozy im ersten Wahlgang der Vorwahl als Wettbewerber um die Position des Präsidentschaftskandidaten der Konservativen 2017. Beide scheiterten.

Alain Juppe 2008 (Foto: wikipedia / Hien Le)
Alain Juppé 2008 (Foto: Hien Le; Lizenz cc by-sa 2.0)

Alain Juppé, former French Prime Minister – Hien Le CC BY 2.0

Alain Juppé – Wiederaufstieg ab 2006 nach tiefem Sturz

Bordeaux, im Dezember 2004. Alain Juppé, konservativer Politiker und Bürgermeister von Bordeaux, wird wegen seiner Verwicklung in eine Parteispenden-Affäre im Berufungsverfahren (das das Urteil erster Instanz stark abmildert) zu immer noch 14 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Für ein Jahr wird ihm das passive Wahlrecht entzogen. Der Richter bescheinigt ihm im Urteil, er habe „das Vertrauen des Souveräns, des Volkes“ verraten. Aufgedeckt wurden die Vorgänge ursprünglich im Juni 1995 durch die satirische Pariser Wochenzeitung ‚Le Canard enchaîné‘. Sie veröffentlichte ein internes, von Juppé unterzeichnetes Dokument der Stadt Paris (Juppé war seit 1976 enger Mitarbeiter des damaligen Pariser Bürgermeisters Jacques Chirac).
Der Weg ist frei für Nicolas Sarkozy, der am 6. Mai 2007 zum Staatspräsidenten der französischen Republik gewählt wird. Juppé verbringt die darauf folgenden Monate im ‚Exil‘ als Hochschullehrer im kanadischen Québec. Ein Statthalter (Hugues Martin) regiert Bordeaux.

Bordeaux, im Oktober 2006. Die Bürger (genauer 45% von ihnen) wählen mit 56% genau den gleichen Juppé wieder zum Bürgermeister von Bordeaux (er war dies bereits seit 1995 bis zur Verurteilung 2004).
Zu den Neuwahlen war es mithilfe von Tricksereien gekommen (Mandatsniederlegung durch 47 Stadträte), gegen die die Oppositionsparteien vergeblich klagten. Juppé freute sich („das Volk hat mir sein Vertrauen geschenkt“), und Juppé-Ziehvater Chirac freute sich auch.

Alain Juppé 2008 (Foto: wikimedia / Medef)
Alain Juppé 2008 (Foto: Medef; Lizenz cc by-sa 2.0)

Alain JuppéMEDEF CC BY-SA 2.0

Karriereschub wenige Jahre später. Der Gaullist und frühere Premierminister Alain Juppé tritt ab 14. November 2010 in die Regierung ein. Zunächst wird er Verteidigungsminister, ab 27. Februar 2011 (bis zum 17. Mai 2012) Außenminister (ein Amt, das er 1993 bis 1995 unter Balladur schon einmal inne hatte).

Alain Juppé hatte bereits viele Comebacks in der französischen Politik. Seine Rückkehr ins Kabinett 2010 und seine Berufung als Außenminister 2011  wurden von der Presse als „Comeback zu seinen eigenen [und nicht Fillons oder Sarkozys, d.Verf.] Bedingungen“ bezeichnet.

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Alain Juppé als Bürgermeister – Bordeaux verändert sich

Bordeaux hat sich in den letzten 20 Jahren sehr zu seinem Vorteil verändert. Ja, ich erinnere mich. Schließlich bin ich ja seit Jahren oft in Bordeaux (wir verbringen gerne Urlaube entweder in der Bretagne oder in der Nähe von Bordeaux am Atlantik, besuchen oft Freunde in Bordeaux). Registriere von Jahr zu Jahr die Veränderungen. Veränderungen, von denen der Großteil in die Bürgermeisterzeit von Alain Juppe fällt.

Bordeaux 2006
Bordeaux 2006

Seit 2007 ist das annähernd 2.300 Jahre alte Bordeaux UNESCO-Weltkulturerbe. Auf beeindruckende Weise hat Bordeaux sind in den vergangenen Jahren zum Wasser geöffnet, die Garonne in das Stadtleben zurück geholt. Das Flußufer, einst mit seinen Kais und Hangars nur von Hafenbetrieben und Schwulen (zum Cruising…) genutzt, wurde zu einer beliebten Spazier- und Amüsiermeile. Der PKW-Verkehr wurde im Innenstadtbereich weitgehend zurück gedrängt, wichtigstes Verkehrsmittel in der Innenstadt ist seit 2003 eine moderne neue Straßenbahn, die im UNESCO-geschützen Weltkulturerbe-Bereich der Innenstadt völlig ohne Oberleitung fährt. Zunehmend modernisiert wird auch das ‚andere‘ Garonne-Ufer, zu erreichen über die beeindruckende pont de Pierre, die älteste Garonne-Überquerung von Bordeaux, oder die neue pont Chaban-Delmas. Das alles zum Preis einer zunehmenden Veränderung des sozialen Gefüges der Stadt (sprich: Verdrängung weniger gut situierter Bevölkerungsgruppen an den Stadtrand).

Alain Juppe war bereits von 1995 bis 2004 Bürgermeister von Bordeaux als Nachfolger von Jacques Chaban-Delmas (dem Namenspatron der neuen Garonne-Brücke pont Chaban-Delmas). Er verlor dieses Amt damals durch Aberkennung der Wählbarkeit nach seiner Verurteilung zu einer 14monatigen Gefängnisstrafe wegen Verwicklung in eine Affäre um illegale Parteienfinanzierung (s.o.). Im Oktober 2006 wurde Alain Juppé erneut zum Bürgermeister von Bordeaux gewählt und ist es seitdem ununterbrochen bis heute.

Ob Juppé 2019 erneut als Bürgermeister von Bordeaux kandidert, will er im Januar 29019 mitteilen, ließ Alain Juppe im Sommer 2017 wissen. Es wäre seine 5.  Amtszeit als Bürgermeister …

Alain Juppé – nicht Kandidat der Konservativen für die Präsidentschaftswahl 2017

Im Herbst 2016 trat Alain Juppé bei den Vorwahlen der Konservativen ‚Les Républicains‘ als Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2017 an. Er erreichte im ersten Wahlgang am 20. November als Zweitplatzierter die Stichwahl gegen François Fillon. In der anschließenden Stichwahl allerdings unterlag er deutlich. Juppé kündigte anschließend an, sich zukünftig ganz seinem Amt als Bürgermeister von Bordeaux zu widmen.

Im Verlauf der Schwierigkeiten, in die Fillon während seiner Präsidentschaftskandidatur geriet, verhielt Juppé sich zunächst auffallend zurückhaltend. Lange betonte er, nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Als die Umfragewerte der Konservativen deutlich einbrachen und Fillon formell beschuldigt wurde, bemühten sich Parteifruende ihn zu erneuter Kandidatur zu bewegen. Am 7. März 2017 allerdings machte Juppe erneut deutlich, er stehe nicht zur Verfügung. „Es ist zu spät.“

„je confirme, une bonne fois pour toutes, que je ne suis pas candidat à la présidence de la République. Il est trop tard. „

Nach der Wahl von Emmanuel Macron zum Präsidenten befand Juppé sich in einer politisch paradoxen Lage: wie sollte er weiterhin Politik für den konservativen Les Républicains machen, zumal dort viele auf Konfrontation zu Macron gehen wollten? Einer seiner engsten Vertrauten, der konservative Bürgermeister von Le Havre Edouard Philippe, wurde zum Premierminister ernannt. Zudem vertritt Macron – insbersondere in seinem Ansinnen, links und rechts zu überwinden, zu vereinen um Frankreich zusammen zu bringen – Positionen, die Juppé nahe sind (aber fern von Parteigrößen der Konservativen wie Fillon):

Il faudra peut-etre songer un jour à couper les deux bouts de l’onglette pour que les gens raisonables gouvernent ensemble et laissent de coté les deux extrèmes.
(Alain Juppé im Januar 2015 in einem Interview im Point)

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2018 – Juppé arbeitet nicht mehr aktiv bei der konservativen Partei mit

Am 15. Januar 2018 teilte Alain Juppé anläßlich seines Neujahrs-Presseempfangs mit, er habe die Beiträge zur Partei Les Républicains 2017 nicht gezahlt, werde dies auch 2018 nicht tun. Aus dem Parteipräsidium für die Gironde habe er sich zurück gezogen.

Hintegrrund dürfte die politische Ausrichtung der Partei LR seit der Wahl des sehr konservativen Laurent Wauquiez zum Parteivorsitzenden (Anfang Dezember 2017) sein. Juppé hatte sich in letzter Zeit eher interessiert gezeigt an einer Gruppierung der Mitte.

Die Frage eines formellen Austritts ließ Juppé offen. Er betonte jedoch erneut, es gebe ‚rote Linien‘, so der Kampf gegen den rechtsextremen Front national sowie das Einsetzen für das Projekt Europa.

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Ende Februar 2019 kündigte Alain Juppé an, sein Amt als Bürgermeister von Bordeaux niederzulegen. Zugleich nahm er seine Berufung in den Verfassungsrat (conseil constitutionel) an.
Am 6. März 2019 wählte der Stadtrat von Bordeaux Nicolas Florian (Les Republicains) zum neuen Bürgermeister.

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Aus Anlass der Vorstellugn seiner Autobiographie äußerte Juppé Anfang September 2023

„J’aurais bien aimé être président de la République, mais enfin, je m’en suis remis.“
(Ich wäre gerne Staatspräsident geworden. Aber ich habe das überwunden. [Übers. UW])

Alain Juppé am 5. September 2023
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Frankreich Politisches

Francois Mitterrand (1916 – 1996)

10. Mai 1981, Francois Mitterrand wird zum 4. Präsidenten der 5. Republik gewählt. „Sieben Jahre Glück?“, fragen Schwule und Lesben sich 1981 erfreut über seine Wahl zum französischen Präsidenten. Auch wenn 1982 das Strafrecht gegen Homosexuelle in Frankreich abgeschafft wird – bei der Bekämpfung von Aids reagiert Mitterrand sehr zögerlich, äußert sich selbst erst 1993 erstmals zu Aids. Am 8. Januar 1996 starb Francois Mitterrand in Paris.

Anfang der 1980er Jahre. Ich erinnere mich gerne an das Gefühl von Aufbruch, das seinen Wahlkampf, dann seinen ersten Wahlsieg 1981 begleitete, an bewegende Demonstrationen und insbesondere zu Beginn seiner ersten Amtszeit lang erhoffte Verbesserungen für französische Homosexuelle – und leider in späteren Jahren auch an manche Enttäuschungen.

Es ist der 4. April 1981, mitten im Wahlkampf um die französische Präsidentschaft. 10.000 Schwule und Lesben sind in Paris auf den Straßen, eine vom CUARH (Comité d’Urgence Anti Répression Homosexuelle) organisierte große Demonstration, an der Spitze Jack Lang, Yves Navarre und Jean-Paul Aron – eine Demonstration für François Mitterrand. Mitterrand von der PS, der ‚Parti Socialiste‘, oder weiter Valéry Giscard d’Estaing, rechtsliberaler Politiker der UDF? Wer wird nächster Präsident der französischen Republik?

Am Abend des 13. April 1981, auf der Feier zum zweijährigen Bestehen des Schwulen-Magazins Gai Pied, verliest Yves Navarre eine Mitteilung Mitterrands:

„Par ces quelques mots, je tiens à vous dire que je m’associe tant à la ferveur manifeste et nécessaire de votre marche nationale, quand vous défilez, qu’a votre fête ce soir. La cause doit aller avenc la fête. Et je demande à Yves Navarre d’être le messager de l’estime et de l’attention que je porte au mode de vie que vous souhaitez et qui doit, obstacles levés de lois à abolir et de lois à créer, être rendu possible. Amicalement. Françouis Mitterrand.“ [1]
(Ich möchte Ihnen mit diesen wenigen Worten sagen, dass ich sowohl die Inbrunst als auch die Notwendigkeit Ihrer heutigen Demonstration teile, beim Demonstrieren wie auch bei Ihrer Feier heute Abend. Und ich bitte Yves Navarre, der Bote zu sein für meine Wertschätzung und Aufmerksamkeit für Ihren Lebensstil, der möglich gemacht werden soll, wofür Gesetze abgeschafft und Gesetze erlassen werden müssen. Mit freundlichen Grüßen, François Muitterrand.(Übers. UW))

Mitterrand gewinnt, wird am 10. Mai 1981 zum vierten Präsidenten der 5. Republik gewählt.

Euphorie ist zu spüren, nicht nur am Wahl-Abend, sondern auch in den folgenden Tagen und Wochen. Ein Aufbruch, endlich! Auch viele Schwule und Lesben hoffen. „Sieben Jahre Glück?„, titelt die französische Schwulen-Zeitschrift Gai Pied, der Mitterrand ein Interview gegeben hatte.

Schwule und Lesben hoffen – hoffen vor allem darauf, dass endlich die schändlichen homophoben Dekrete der Vichy-Regierung (Sonderstrafrecht gegen Schwule) abgeschafft werden. Nicht nur das, nach Mitterrands Wahl weht tatsächlich ein frischer Wind – auch durch die Medien, die plötzlich für Homo-Themen offen sind (selbst Frédéric Mitterrand, offen schwuler Neffe des Präsidenten, gibt dem Kanal TF1 ein Interview). Die Polizeiakten werden von ‚Rosa Listen‘ gesäubert, die Überwachung und Unterdrückung von Orten schwulen Cruisings wird eingestellt. Robert Badinter, Justizminister unter Mitterrand, sorgt für die Abschaffung Homosexuellen-feindlicher Gesetze (siehe Manfred auf ondamaris: „Robert Badinter – oder: die Würde des Menschen„).

Auch sonst zahlreiche Verbesserungen: Der diskriminierende Verweis auf den „guten Familien-Vater“ („occuper les lieux en bon père de famille„), der es Vermietern ermöglichte legal Homo-Paaren eine Wohnung zu verweigern, verschwindet aus dem Mietrecht. Hoteliers werden aufgefordert, homosexuellen Gästen ein gemeisnames Zimmer nicht mehr zu verweigern. Im Arbeitsrecht wird die bisher tolerierte Diskriminierung aus moralischen Gründen gestrichen.

François Mitterrand 1988 (Foto: Bundesarchiv, Ausschnitt)
François Mitterrand am 8.1.1988 im Elysée-Palast (Foto: Bundesarchiv, Ausschnitt; cc by-sa 3.0)

Der Präsident der Französischen Republik, Francois Mitterand, empfing den zu einem Staatsbesuch in Paris weilenden Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, Erich Honecker, im Elysée-Palast zum Abschlußgespräch.Bundesarchiv, B 145 Bild-F076314-0006 / Engelbert Reineke / CC BY-SA 3.0 de

Mitterrand und die Aids – Krise

Doch was auch für Schwule und Lesben zu einem neuen Aufbruch werden könnte, erhält bald einen wesentlichen Rückschlag: 1981, das Jahr des Wahlsiegs Mitterrands, ist gleichzeitig das Jahr, das bald den Beginn der Aids-Krise markiert.

AIDS (auf französisch: SIDA) und die Auseinandersetzung damit beherrschen bald weitgehend (nicht nur) die französische Schwulen-Szene. Und Francois Mitterrand? Schweigt weitgehend. Fast nie äußert sich der französische Präsident zum Thema Aids. Zwar diskutiert Mitterrand am 17. September 1987 in der Sendung Le Monde en face mit einem HIV-Positiven (dem späteren Präsidenten von Aids Paris Ile de France, Paul Baggioni). Das 12minütige Gespräch hat allerdings mehr die Form eines Monologs, Mitterrrand beschränkt sich auf kurze Einwürfe, ohne das Wort Aids zu benutzen.

Auch in seiner zweiten Präsidentschaft, die ab 1988 beginnt, in ‚Cohabitation‘ mit einem Premierminister der Rechten, Jacques Chirac, äußert er sich nicht zu Aids. Und das in dem Gespräch mit Baggioni öffentlich gegebene Versprechen „je vais abborder ce problème très bientôt“ (ich werde dieses Problem [HIV] sehr bald abschaffen) ist weiterhin offen. Schlimmer noch, eine seiner Beraterinnen im Elysée, Ségolene Royal, betont gegenüber einem Journalisten „ce n’est pas au président de parler du sida“ (der Präsident spricht nicht über Aids).

Im Gegenteil, zwar werden Werbeanzeigen für Kondome gestattet, aber die Regierung droht gleichzeitig, den Verkauf des Schwulen-Magazins Gai Pied an Personen unter 18 Jahren zu verbieten.

Französische Forscher um Luc Montagnier und Françoise Barré-Sinoussi (die beide 2008 dafür den Medizin-Nobelpreis erhalten) entdecken das Aids-auslösende Virus HIV. Frankreich wird gleichzeitig jahrelang erschüttert durch einen Blut-Aids-Skandal unglaublichen Ausmaßes – 1984 und 1985 werden Hämophilen in Frankreich vom Centre National de Transfusion Sanguine CNTS wissentlich auch mit HIV kontaminierte Blutprodukte verabreicht (auch um „die Lager zu leeren„, wie später im Prozess gegen den Leiter des CNTS deutlich wird) – über 4.000 Menschen infizieren sich in Frankreich über Blutprodukte mit HIV. Ein Skandal, der später jahrelang vor Gericht aufgearbeitet werden muss.

Frankreich fällt im internationalen Vergleich im Kampf gegen Aids zurück. Prävention und Lebensrealität klaffen teils sehr weit auseinander. Erschüttert und verunsichert vom Blut-Aids-Skandal, weigert sich die Linke Anfang der 1990er Jahre, speziell an Schwule gerichtete HIV-Präventionskampagnen zu ermöglichen. Und auch Schwulen- und Lesbenrechte sind nicht länger ein wichtiges Thema – in Zeiten einer (schwierigen) Cohabitation mit einem rechtsgerichteten Premierminister hat Mitterand andere Themen auf der Agenda.

ACT UP Paris protestiert 1992 gegen das langjährige Schweigen Mitterrands gegenüber der Aids-Krise. „Ihr Land ist nicht mehr das unsrige, Herr Präsident! Sie haben uns ausgeschlossen. … Wir sind hilflios und erschöpft, und sie bringen uns nichts als Ignoranz und Verachtung entgegen.

Erst 1993, zwölf (!) Jahre nach Beginn der Aids-Krise, äußert sich Mitterrand erstmals öffentlich zu Aids, am 1. Dezember anläßlich des Welt-Aids-Tags, an dem er die Klinik Pitié-Salpétrière besucht (um einen Neffen zu besuchen, wie er wissen lässt). Zum ersten mal überhaupt benutzt Francois Mitterrand öffentlich (kurz) selbst das Word sida (Aids) in einer Stellungnahme – ausgestrahlt am 31. Dezeber 1993.

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1995, nach zwei Wahlperioden als Staatspräsident, scheidet François Mitterrand aus dem Amt. Am 8. Januar 1996 stirbt er in Paris an Prostata-Krebs. Er wurde am 10. Januar 1996 beigesetzt in Jarnac (Charente) wo er am 26. Oktober 1916 geboren wurde. Ursprünglich hatte er auf dem Mont Beuvray beigesetzt werden wollen, wo er jahrelang die Ausgrabungen von Bibracte intensiv förderte, hatte dieses Vorhaben nach Protesten 1995 aber aufgeben müssen.

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Der britische Historiker Tony Judt über Francois Mitterrand (in: ‚Das vergessene 20. Jahrhundert“):

Aber wofür, abgesehen von seiner florentinischen Fähigkeit, sich so lange an der Macht zu halten, war Mitterrand gegen Ende seines Lebens am meisten bekannt? Es war seine Unfähigkeit, über seine Rolle in der Vichy-Ära zu sprechen.“

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Am 20. Jahrestag des Todes von Francois Mitterrand haben ihn 59% der Franzosen einer Meinungsumfrage zufolge als ‚guten Präsidenten‘ in Erinnerung. 65% halten seine Entscheidungen auf europäischer Ebene für gut. 43% bezeichneten die Abschaffung der Todesstrafe als seine wichtigste politische Handlung.

Staatspräsident Francois Hollande legte anläßlich des 20. Todestags am Grab in Journac seines Vorgängers im Amt ein Blume nieder. Zuvor trug er sich in Mitterrands Geburtshaus, das inzwischen ein Museum ist, ins Goldene Buch ein.

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[1] Fréderic Martel bezweifelte im Jahr 2000 die Authentizität dieses Statements. Jean Le Bitoux hingegen betont in seinen Memoiren (aus denen auch der Text der ‚Grußbotschaft‘ übernommen ist), auch wenn Mitterrand dieses Statement vielleicht nicht persönlich verfasst habe, habe er mit Sicherheit sein prinzipielles Einverständnis gegeben, sowohl zum Text als auch zum Verlesen auf der Feier des Gai Pied.

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Frankreich Politisches

Verwirrende Vielfalt – das Parteiensystem Frankreich

Im Gegensatz zu Deutschland ist das Parteiensystem Frankreich recht zersplittert – und mit zahlreichen neugründungen, Umfirmierungen und Abspaltungen viel mehr in Bewegung.

CDU/CSU, FDP, SPD – und seit einiger Zeit Grüne sowie die Linke, dazu einige kleinere Parteien am Rand, die i.d.R. keine oder nur kurzfristig regionale Bedeutung erlangen – das deutsche Parteiensystem ist seit Gründung der Bundesrepublik in seinen Grundzügen vergleichsweise stabil und überschaubar.

Ganz anders in Frankreich: das Parteiensystem Frankreich ist komplizierter, schwerer verständlich. Hier gibt es eine Vielfalt an Parteien und Zusammenschlüssen, die wenig übersichtlich ist – und zudem ständig in Änderung begriffen. Parteien spalten sich, bilden Ableger oder schließen sich zu neuen Formationen zusammen. Zudem haben die meisten Parteien in Frankreich (niedrige) Mitgliederzahlen, die mit denen deutscher Parteien nicht vergleichbar sind.

Präsidentschafts-Wahlkampf in Frankreich 1848, Holzschnitt, 'Illustrierte Zeitung', 1848
Präsidentschafts-Wahlkampf in Frankreich 1848, Holzschnitt, ‚Illustrierte Zeitung‘, 1848

Einen Status in der Verfassung haben Parteien in Frankreich erst seit 1958: damals wurde in Artikel 4 festgelegt, dass Parteien „bei den Wahlen mitwirken“. Anders als in Deutschland werden ihnen weitere Funktionen wie Mitwirkung an der politischen Meinungsbildung hier nciht zugesprochen.

Eine öffentliche Finanzierung der politischen Parteien gibt es in Frankreich erst seit 1988 – allerdings ist das Finanzierungs-Niveau mit ca. 80 Mio. Euro (2003) jährlich deutlich geringer als in Deutschland (über 400 Mio. €).

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Frankreich Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

ein schwuler Präsident ?

Demnächst ein schwuler Präsident ?

demnächst ein schwuler Präsident ?
demnächst ein schwuler Präsident ?

Während die SPD noch verschnarcht überlegt, ob man denn als ‚Volkspartei‘ einen eigenen Kandidaten, oder gar ganz mutig eine eigene Kandidatin zur Wahl des Bundespräsidenten aufstellen sollte, …

und in Deutschland einige schwule Bürgermeister ihres Amtes walten, i.d.R. ohne große homopolitisch besonders bemerkenswerte Taten …
zeitgleich London sich fragt, was es denn mit dem da nach Livingston anfangen soll …
während Rom sich erstaunt die Augen reibt, dass ein Ex-Faschist (unterstützt von der Gleichberechtigungs-Ministerin) tatsächlich meint, was er sagt (und den für den 7. Juni geplanten CSD in Rom verbieten möchte) …

… wärenddessen heißt es in Frankreich:

demnächst ein schwuler Präsident ?
demnächst ein schwuler Präsident ?

2012 ein schwuler Präsident?„, fragt sich – nein, nicht ganz Frankreich, wohl aber das größte Schwulen- Magazin des Landes, ‚Tetu‘, in seiner aktuellen Ausgabe. Und kommt gleich mit einem Katalog an Eigenschaften und Maßnahmen, die ein schwuler Kandidat der nächsten ‚Presidentielles‘ berücksichtigen müsste.

Das Ganze ist natürlich nicht völlig ohne Hintergrund. Nachdem Ségolène Royal die letzte Präsidentschaftswahl in Frankreich im Vor- und Hauptwaschgang verbaselt hat, erfreut sich der offen schwul lebende Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë größter Beliebtheit … und wird neben Royal (mit der er derzeit im Rennen um den Parteivorsitz ist) zunehmend als kommender Kandidat der PS für die nächste Präsidentschaftswahl in Frankreich gehandelt.

Wohlgemerkt, ‚Zarkozy‘ ist erst jüngst gewählt worden. Und kann, so er denn will, noch für eine zweite Amtszeit kandidieren. Auch wenn er derzeit den traurigen Rekord geschafft hat, in kürzester Zeit zum unbeliebtesten Präsidenten zu werden – unterschätzen sollte man ihn nicht …

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Text 30. Januar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Politisches

Ministerium für nationale Identität

‘Nationale Identität’, ein Thema beherrscht die politische Debatte in Frankreich. Was soll das sein? Und warum braucht Frankreich ein Ministerium dafür, das Ministerium für nationale Identität ?

Frankreich bekommt, was es gewählt hat. Er hat es vorher versprochen, und nun ist es da. Ein ‘Identitäts- Ministerium’. Genauer gesagt, das ‘Ministerium für Einwanderung, Integration, nationale Identität und Ko- Entwicklung’.

An der Spitze des Ministeriums steht der von ‘Liberation‘ als ‘rechter Arm von Sarkozy’ und ‘Ultrasarkozyste’ bezeichneten Brice Hortefeux.

Schon die Kurzform ‘Identitäts-Ministerium’ lässt kalte Ahnungen von 1984 aufkommen.
Brauchen wir (’die Franzosen’, ‘die Deutschen’, etc. – so es diese Prototypen geben sollte) wirklich immer noch ‘nationale Identität’? Sicher, wenn ich in Frankreich bin, nehme ich war, dass es (oft: kulturelle) Unterschiede zwischen meinen Denkweisen, Verhaltensweisen etc. und denen französischer Freunde gibt.
Aber spätestens jeder Aufenthalt im außereuropäischen Ausland erinnert doch immer wieder daran, dass das Europäische viel verbindender, gemeinsamer ist. Ich fühle mich als Europäer, und diese Tatsache unterscheidet mich in vielem von z.B. Ostasiaten, US-Amerikanern oder Afrikanern. Die Unterschiede zwischen einzelnen europäischen Staaten erscheinen mir dabei immer mehr marginal, letztlich beinahe vernachlässigbar.
Nationale Identität erscheint mir wie ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert. Europäische Identität, ja, da könnte ich drüber nachdenken wollen … (und zur Not auch noch über regionale Identität, ich empfinde mich sicher eher als ‘norddeutsch’ denn als ‘rheinisch’).

Und die Kombination der vier inhaltsbestimmenden Begriffe des neuen französischen Ministeriums, dieser Begriffe, die scheinbar so perfekt zusammen passen, lässt schlimmes befürchten.
Was hat z.B. Einwanderung mit ‘nationaler Identität’ zu tun? Steht hier nicht implizit der Gedanke im Hintergrund, Einwanderung gefährde ‘nationale Identität’? Gefahr statt Bereicherung? In einem Land mit einer festgelegten Abschiebequote (2007: 25.000 Menschen) scheint dieser Gedanke alles andere als fern zu liegen.
Und, kann es überhaupt einen einzigen Menschen (egal ob Minister oder nicht) geben, der bestimmt, was ‘nationale Identität’ ist?

In Frankreich kursiert bereits ein von über 13.000 Menschen unterzeichneter Aufruf, in dem gegen das neue ‘Identitäts-Ministerium’ protestiert wird. Der Kreis der Unterzeichner reicht vom Historiker Jacques Le Goff über Regisseurin Ariane Mnouchkine bis zum Sänger Yann Tiersen. Menschenrechtsvereinigungen in Frankreich protestieren gegen ‘Ausländerfeindlichkeit per Gesetz’, Amnesty kritisiert den Minister.

‘Nationale Identität’ war eines der zentralen Themen des Wahlkampfs von Nikloas Sarkozy. Die Franzosen haben nun bekommen, was sie gewählt haben. Schon jetzt sprechen Kommentatoren von einem der mächtigsten französischen Präsidenten.
Sarkozy, oder schreiben wir demnächst besser Zarkozy?

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Frankreich Politisches

Blaues Parlament

Droht der französischen Linken beim zweiten Wahlgang der Parlamentswahlen ein Desaster?
Fast sieht es so aus …

Schon der erste Wahlgang der französischen Parlaments-Wahlen brachte ein bestürzendes Ergebnis: von 110 im ersten Wahlgang bereits direkt gewählten Abgeordneten stammen 109 (in Prozent: 99%) aus dem Bündnis der den französischen Präsidenten Sarkozy tragenden Parteien (das neben seiner UMP noch Zentrum und Nationalkonservative umfasst).

Am Sonntag kommt es nun im zweiten Wahlgang zu den Stichwahlen. Einer Stichwahl muss sich auch Alain Juppé stellen – für den Wahlkreis Bordeaux. Juppé, wegen Verwicklung in eine Parteispenden-Affäre rechtskräftig verurteilt, erfreut sich in der südwest- französischen Metropole zunehmender Beliebtheit und erzielte im ersten Wahlgang 43,73%. Im französischen Kabinett ist er der ‘Super-Umweltminister’.

Beobachter erwarten, dass auch in den Stichwahlen am kommenden Sonntag sich viele UMP-Kandidaten durchsetzen werden – es wird davon ausgegangen, dass von den 577 Abgeordneten des französischen Parlaments schließlich 380 bis zu 480 aus dem Sarkozy- Bündnis stammen dürften.

Und die Linke(n)? Baden gegangen, könnte man angesichts der bevorstehenden französischen Urlaubs- Saison knapp resümieren. Zerstritten ob der richtigen Richtung der Partei (bis in die Parteispitzen-Beziehung Hollande-Royal), irritiert und scheinbar ratlos, erst recht nach dem enttäuschenden Abschneiden von Ségolène Royal sowohl bei der Präsidentschaftswahl als auch im ersten Wahlgang der Parlamentswahl.

Royals Sozialisten erzielten in der ersten Runde der Parlamentswahl gerade einmal 27% der Stimmen. Insgesamt erreichten alle der Linken zurechenbaren Parteien gerade einmal 36% – ein historisch schlechtes Ergebnis, das sie seit 1969 nicht mehr hatten …

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Politisches

Frankreich im Hauptwaschgang

Der 6. Mai – ein geschichtsträchtiger Tag.

Der Tag, an dem 1945 die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht unterzeichnet wurde – durch die zwei Tage später ein Krieg und eine Terrorherrschaft endeten, ein Ende, eine Befreiung, die Deutschland im Gegensatz zu Frankreich und anderen Staaten bis heute nicht feiert.
An dem 1889 der Eiffelturm offiziell eröffnet wurde.
Der Tag des Sacco di Roma, der Plünderung Roms durch deutsche Truppen, der das Ende der Renaissance markiert.
An dem 1758 Maximilien de Robespierre und 1871 Christian Morgenstern geboren werden.
An dem 1974 Willy Brandt als Bundeskanzler zurücktritt.
Und an dem 1682 Ludwig XIV seinen Hof nach Versailles verlegt.

Und 2007? Wieder geht es um einen Hof, den des Élysées.
Frankreich wählt einen neuen Präsidenten. Die Medien des Landes sehen selbiges vor großen Herausforderungen, vor einem großen Umbruch.

Zwischen Sarkozy, dem ‘Liquidator’,der sich nach autoritärem Staat und neuer Herrschaft sehnt – und Royal, die Brecht-zitierend von neuer sozialer Gesellschaft schwärmt. Sarkozy ist vorsichtig optimistisch, die Stimmung in Royals Sozialistischer Partei ist nach den letzten Umfragen schlecht.

Francois Bayrou, der aus dem ersten Wahlgang als das ‘Zünglein an der Waage’, als mit über 18% stark platzierte dritte Kraft hervorgegangen war, hat bis zum Wahltag eine eindeutige Festlegung, eine Wahl- Empfehlung vermieden. Aber mit der Gründung einer eigenen Partei, der ‘Demokratischen Partei’, hat er bereits den Grundstein gelegt für die bald folgende Parlamentswahl und anschließende Koalitionsverhandlungen.

Und Schwule und Lesben? Was haben sie von Royal und Sarkozy zu erwarten?
Ein großes Thema waren Schwule und Lesben während des Wahlkampfs in Frankreich nicht. Immerhin, die französische Homo-Zeitschrift ‘Tetu’ hat die Bewerber befragt.

Tetu zu den Präsidentschaftswahlen 2007
Tetu zu den Präsidentschaftswahlen 2007

Royal immerhin war mutig: sie wolle schwulen und lesbischen Paaren möglichst schnell nach ihrer Wahl die volle Ehe ermöglichen, und zudem das Adoptionsrecht ermöglichen.
Sarkozy hingegen ist nicht gerade für seine homosexuellen- freundliche Einstellung bekannt (er ist gegen die Ehe für Schwule und Lesben), immerhin teilte er aber mit, die finanziellen (steuerlichen) Rechte der Paare zu verbessern, eventuell auch Adoptionsmöglichkeiten zu prüfen.

Mit dem heutige zweite Wahlgang der Präsidentenwahl ist das Wahljahr in Frankreich noch nicht zuende. Am 10. und 17. Juni geht es weiter – Frankreich wählt sein Parlament, die Nationalversammlung (Assemblée nationale)